Lang erwartet - nun ist sie verfügbar, Steinbergs neueste VST-Workstation: HALion Sonic, gewissermaßen die Wiedergeburt des damals so beliebten Hypersonic, um das es in den letzten Jahren leider still geworden ist. Die Erwartungen - auf der Frankfurter Musikmesse, im Forum und auch in der RECORDING.de-Redaktion - waren groß, so fragt sich doch jeder, ob das Instrument auch jetzt wieder den Kult-Status einnehmen kann, den Hypersonic (2003) bzw. Hypersonic 2 (2005) sich damals erkämpft hat.
Mit
Hypersonic war das ja so eine Sache: Jeder wollte es haben, niemand
wieder hergeben und auch heute noch gehört es bei vielen zum
VSTi-Standard-Repertoire. Kein Wunder, die Bedienung war denkbar einfach
und die Sounds waren - für ein Inklusiv-Paket - mehr als nur guter
Durchschnitt. Hinzu kommt, dass es eines der ersten, wenn nicht das
erste VST-Instrument war, das Sounds aller Kategorien,
Instrumenten-Gattungen und Stilrichtungen liefern konnte. Noch
beachtlicher war es da, dass die Sample-Library nur ca. 500 MB wog
(in komprimierter Form) - das reicht heutzutage nicht mal für einen
durchschnittlichen Piano-Patch.
Mittlerweile gab und gibt es
haufenweise Vertreter dieser Gattungen, z.B. KOMPAKT, SampleTank,
Colossus/Goliath, Bandstand, Independence, die KONTAKT-Library sowie
haufenweise spezialisierte Instrumenten-Libraries. Von Steinberg weiß
man ja, dass mittlerweile eng mit YAMAHA zusammengearbeitet wird und
HALion Sonic dementsprechend auch vom Klangrepertoire der
Motif-XS-Workstations profitiert. Die Ansprüche an das Instrument sind
also entsprechend hoch. Aber genug der langen Worte - wie schlägt sich
die neue VST-Workstation im Einsatz?
Installation
Die
Installation erfolgt von 2 DVDs und lief in meinem Fall völlig
unproblematisch - abgesehen von der Wartezeit, bis die ca. 9 GB Samples
endlich auf meiner (Sample-Library-)Festplatte angekommen sind. Als
Kopierschutz dient wie bei Steinberg üblich der Syncrosoft-Key, der
mittlerweile eLicenser heißt. Auch wenn mir der heutige
Kopierschutz-Wahn missfällt: Die Freischaltung mit dem eLicenser verlief
absolut reibungslos.
Sobald HALion Sonic dann erfolgreich
installiert ist, lässt es sich sowohl als Stand-alone-Anwendung (für
Live-Zwecke oder schnelle Inspirationen) als auch als Plugin im
Sequenzer verwenden.
Die Oberfläche
Die
Programm-Optik ist sehr stark an Hypersonic angelehnt - Gott sei Dank,
denn dadurch ist sie sehr übersichtlich geworden: Der
Haupt-Aktionsbereich ist zweigeteilt: Links befinden sich (wie „früher“)
die 16 Instrumenten-Slots, rechts die jeweils ausgewählte
Kontroll-Sektion, standardmäßig ist das „Load“: Hier werden sämtliche
Presets angezeigt und können per Doppelklick oder Drag‘n‘Drop in einen
der Instrumenten-Slots geladen werden. Ein ganz großer Bonus von
Hypersonic war hierbei - neben der klaren Einteilung in Kategorien - die
Suchleiste über der Auswahlbox. Hier konnte man einfach ein oder
mehrere Attribute wie „bright“, „motion“, „overdrive“, „phase“ eingeben
und bekam dann unten nur noch die dazu passenden Presets angezeigt. Das
ist gerade deshalb praktisch, weil meiner Erfahrung nach dadurch oftmals
auch passende Sounds gefunden werden, an die man sonst durch Anwählen
einer bestimmten Kategorie nicht unbedingt geraten wäre.
Dieses Feature wurde in HALion Sonic übernommen und zweckgemäß ganz im Zeichen der Cubase-MediaBay erweitert: Nun kann man außer „Sub Category“ auch nach „Style“ und „Character“ filtern. Dass allerdings die HALion-Sonic-Sounds nicht in der Cubase-MediaBay zu finden sind, wundert mich: Das Auswahlfeld für das aktuelle Programm in der Cubase-Leiste zeigt nicht etwa das jeweilige HALion-Sonic-Preset, sondern „Empty“. Sogar in Hypersonic wurde hier wenigstens eine Gesamtliste aller Presets angezeigt, wenn auch nicht das aktuelle Preset der jeweiligen MIDI-Spur. Das sollte Steinberg meiner Meinung nach unbedingt nachholen, würde es doch die Übersicht beim Arrangieren deutlich erhöhen, zu sehen, welcher Sound auf der jeweiligen Spur liegt. Bei dieser Gelegenheit: Die Funktion „Find on Load Page“, womit man vom geladenen zum jeweiligen Sound in der Preset-Liste kommt (alte Hypersonic-Hasen wissen, wovon ich rede), fehlt ebenfalls - eine weitere Bitte an Steinberg für ein kommendes Update.
Die
zweite optische Parallele zu Hypersonic sind die Quick Controls: Sie
befinden sich über dem VST-Keyboard und wurden erfreulicherweise von 6
auf 8 erhöht.
Die Quick Controls sind mit den wichtigsten Parametern
zur Beeinflussung des aktuellen Sounds belegt, je nachdem, was für das
aktuelle Preset sinnvoll ist. So hat man hier im Beispiel bei einem
Synthsound direkte Kontrolle über die Waveform, den Oszillator-Typ oder
die Oktave, ohne in die Tiefen der Edit-Seite eintauchen zu müssen. Bei
Natursounds sind das dann Effekt-Parameter, bei E-Pianos z.B.
Tremolo-Speed, Amp-Drive oder EQ-Werte - eben das, was bei
E-Piano-Sounds auch angemessen ist, während Cutoff und Resonance bei den
Synth-Pads vorbelegt ist. Der Clou ist, dass die Quick Controls sich
auf der Edit-Seite beliebig umsortieren, umbenennen und anderen
Parametern zuweisen lassen. Sogar das „Anschlagverhalten“ der Drehregler
lässt sich separat per Kurve regeln, ebenso lassen sich Minimal- und
Maximal-Werte einstellen. Das Routing auf MIDI-Controller ist natürlich
auch möglich.
Es
gibt in HALion Sonic übrigens eine Redo-/Undo-Funktion direkt im
Plugin, so dass man versehentliche Operationen wieder rückgängig machen
kann - so stelle ich mir eine Software-Workstation vor!
Wird das
Instrument stand-alone gestartet, erscheint eine weitere Fläche namens
„Scratch Pad“, ein Mini-Sequenzer mit der Möglichkeit, eine Song-Idee
direkt festzuhalten.
Die
Aufnahme lässt sich als MIDI-Datei speichern und später auch wieder
laden. Das funktioniert auch mehrkanalig (mehrere MIDI-Kanäle, nicht
Surround-Sound) und zusätzlich ist sogar ein Metronom integriert. Schade
ist nur, dass man einen Kanal bei der Aufnahme immer nur komplett
überschreiben kann, eine Mix-Funktion gibt es leider nicht. Man muss
hierfür auf einem anderen MIDI-Kanal aufnehmen, in diesem Fall hört man
aber die bereits aufgenommenen Kanäle nicht - hier wäre ebenfalls ein
Update wünschenswert, damit einem diese nützliche Funktion auch in der
Praxis etwas bringt.
Bevor ich mich aber weiteren wichtigen
Funktionen widmen werde, möchte ich direkt auf einen Aspekt zu sprechen
kommen, der bei einer Workstation wohl am wichtigsten ist:
Der Sound
Ein
Preset in HALion Sonic kann aus bis zu 4 Sound-Layern bestehen. Bei den
Layern wird unterschieden zwischen Synthesizer-Layern, Sample-Layern,
Schlagzeug-Layern, Loop-Layern und Instrumenten-Layern. HALion Sonic
enthält eine echte Synthesizer-Sektion mit drei Hauptoszillatoren, einem
Suboszillator, einem Rauschgenerator und einer Ringmodulation, die für
einen Großteil der Synth-Sounds verantwortlich sind. Oft erklingen aber
auch Hybrid-Sounds, also ein Mix aus Synthesizer- und Sample-Layern,
z.B. bei Pianos mit unterlegtem Flächensound.
Interessant ist auch
der Typ „Instrumenten-Layer“, der z.B. bei Gitarren und Bässen zum
Einsatz kommt: Mehrere Sets von Multisamples, sogenannte „Expressions“ -
in der Regel unterschiedliche Artikulationen (bekannt z.B. aus
Orchester-Libraries) - werden per Keyswitch umgeschaltet. In Verbindung
mit dem Arpeggiator (namens FlexPhraser) sind damit sehr realistische
Spielweisen-Programmierungen möglich, dazu aber später mehr.
Was
beim Laden der Sounds zunächst auffällt - ganz ohne Anspielen der Sounds
- ist die deutlich längere Ladezeit im Vergleich zu Hypersonic-Patches,
die in der Regel in Sekunden-Bruchteilen geladen waren. Bei HALion
Sonic kann ein Klaviersound schon mal 5 Sekunden dauern, bis er
spielbereit ist. Das ist zwar ein Nachteil, liegt aber an den größeren
zu ladenden Datenmengen und damit auch an der Qualität der
HALion-Sonic-Sounds. Und die ist ziemlich gut!
Anstatt über die
Instrumente im Einzelnen zu reden, habe ich mich ans Keyboard gesetzt
und ein paar verschiedene Sounds aus den wichtigsten Bereichen -
übrigens auch denen, die im Forum gewünscht wurden - angespielt:
Klaviere
E-Pianos
Gitarren
Mallets & Bells
Bläser
Chöre & Chor-Effektsounds
Flächensounds (mit Fokus auf bewegtere Sounds)
Drums
Als kurzes Resumée: Die Sounds können sich
hören lassen! Besonders angetan war ich von den Drums, dem umfangreichen
Gitarren-Bereich und den Synth-Arpeggios. Aber auch die E-Pianos und
Klaviere sind mehr als ordentlich und erinnern vom Sound her an die
Motif-Sounds.
Man muss allerdings auch dazu sagen, dass die
quantitative Anzahl der Sounds im Vergleich zu Hypersonic gesunken ist.
So war Hypersonic in Punkto Sample-Auswahl noch etwas vielfältiger, zum
Beispiel im Bereich Effektsounds, Holzbläser, insbesondere Ethno-Sounds.
Auch vermisse ich die Art von Preset-Perlen, die bei Hypersonic zu
meinen Standard-Sounds geworden sind, wie zum Beispiel
E-Gitarre-Pad-Layer, Flöte mit Phaser und Reverb, Marimba+Synthsound mit
Delay - untypische Kombinationen, die durch geschickte Programmierung
aber einen besonderen Charme hatten.
HALion Sonic live - die MIDI-Seite
Eine ganz wichtige Seite, wenn es um das Layern oder Splitten von mehreren Sounds geht, ist die MIDI-Seite. Hier kann man - übrigens genau so, wie man es auch vom Motif kennt - die Sounds auf die MIDI-Kanäle verteilen und einstellen, in welchem Tastaturbereich welcher Sound erklingen soll - und mit welcher Oktavierung. Hiermit lassen sich also auch 16-spurige Live-Setups erstellen.
Ich könnte mir, wenn ich nicht schon den Motif-Rack XS hätte und damit vom Rechner unabhängig bin - gut vorstellen, HALion live zu verwenden, da man hier auch eine angenehme Übersicht über die Kanal-Verteilungen hat. Ob man einfach einen Bass-Sound in der unteren Lage und oben einen Klavier-Sound, gedoppelt mit einem Synthpad, das man per Controller beliebig ein- und ausfaden kann, spielen oder sich ein komplexes Setup mit vielen gelayerten Synth-Sounds zusammenstellen möchte, HALion Sonic eignet sich sich gut dafür. Das einzige, was ich momentan vermisse, ist die Möglichkeit, für jedes Instrument einstellen zu können, auf welche Controller-Art es reagiert, also z.B. Pitch Bend, Aftertouch, Sustain-Pedal, Modulationsrad, Expression - vom Motif als „Receive Switch“ bekannt und für live ein wichtiges Feature, das hoffentlich früher oder später noch nachgereicht werden wird.
Auf der „Multi“-Seite gibt es die Möglichkeit, mehrere 16-Kanal-Setups als „Multi“ in einer Liste abzulegen und dort einfach umzuschalten, auf Wunsch auch per Controller. Auch diese Funktion ist vom Motif (Rack) XS bzw. im Grunde von allen aktuellen Hardware-Soundmodulen bekannt und eignet sich gut für den Live-Einsatz. Schade nur, dass die verschiedenen Multis erst beim Umschalten geladen werden und nicht vorher schon - das ist bei den Hardware-Pendants zwar auch so, geht dort aber deutlich zügiger.
Bearbeitung & Effekte
Für jeden
Layer eines Presets stehen auf der Edit-Seite vier Insert-Effekte zur
Verfügung, darunter auch so Prominenzen wie der REVerence, der Studio
EQ, das Multi Delay - also alles aus Cubase bekannte Effekte. So hat man
direkt im Plugin einen Fundus an hochwertigen Effekten und muss nicht
erst den Sequenzer bemühen, der jeweilige Effekt lässt sich auch direkt
und ohne separates Fenster einstellen.
Was schade ist: Der Fundus ist mit 17 Effekten nicht gerade groß geworden, bei dem 7 Jahre alten Hypersonic waren es stolze 43 Effekte. Andererseits muss man HALion Sonic zu Gute halten, dass die 17 Effekte allesamt wirklich sehr brauchbar sind, ich als noch Cubase-4-User freue mich natürlich besonders über den REVerence.
Neben den Insert-Slots auf der Edit-Seite gibt es noch eine eigene „Effects“-Seite:
Sie entspricht den Effektkanälen im Sequenzer und enthält jeweils vier AUX-FXs, die sich wie bei den Inserts mit je vier der HALion-Sonic-Effekte füllen lässt. Auch der VSTi-Ausgangskanal lässt sich für jeden AUX-Effekt einstellen.
Auf der „Mix“-Seite kann man dann für jeden dieser Send-Effekte den FX-Anteil ändern. Auch die obligatorischen Slider für Lautstärke, Panning und den Ausgangskanal finden wir hier:
Der FlexPhraser
Den
FlexPhraser kann man sich wie einen luxuriösen Arpeggiator vorstellen,
der nicht nur die gängigen Arpeggiator-Muster wie Up, Down, Random
beherrscht, sondern für jede vertretene Instrumenten-Kategorie auch
passende Instrumenten-typische Phrasen auf Lager hat. Das bedeutet, wo
bisher normale Arpeggiatoren hauptsächlich für Synth-Arpeggios in Frage
kamen, bietet der FlexPhraser nun spezielle Phrasen für alle möglichen
Instrumente, z.B. einfache Klavierbegleitungen, Gitarren-Picking-Muster,
Bass-Riffs und nicht zuletzt auch Drumpatterns. Ingesamt hat der
FlexPhraser 1.400 solcher Phrasen an Bord.
Am meisten bezahlt
macht sich der FlexPhraser dort, wo es schwierig ist, auf dem Keyboard
die jeweiligen Instrumente stiltypisch zu imitieren. Der besondere Fokus
liegt hierbei nicht ohne Grund auf Gitarren und Bässen. Aber auch für
E-Piano- und Clavinet-Sounds sind zahlreiche gute Phrasen vorhanden.
Diese kommen allesamt, wie auch ein großer Teil des Sample-Contents, aus
dem Motif-XS-Repertoire, und wer das kennt, weiß, dass die Phrasen im
Zusammenhang mit den guten Samples sehr realistisch klingen. Allein die
Auswahl ist schon beeindruckend, bei Gitarren gibt es zum Beispiel 19
Kategorien wie Dance, Funk, Hip Hop, Latin, Pop, Rock, Reggae, Samba -
oder auch Xover Rock, was auch immer das für ein Musikstil ist.
In
jeder Kategorie finden sich dann zwischen 4 und 20 Gitarren-Phrasen -
viel Stoff für Inspirationen. In der Tat macht das Jammen mit dem
FlexPhraser großen Spaß. In wenigen Minuten hat man sich mit den
passenden Gitarren-, Bass- und Drum-Phrasen einen beeindruckend live
klingenden Groove zusammengeklickt ... fast so gut wie der Motif XS,
durch die übersichtliche Programmoberfläche sogar noch etwas bequemer
beim Arrangieren. Es gibt viele, oftmals mit „One Finger“ bezeichnete,
Presets, die von den Phrasen regen Gebrauch machen. Bezahlt macht sich
das besonders bei den Instrumenten, wo mehrere Artikulationen vorhanden
sind - hauptsächlich bei Gitarren und Bässen.
Leider fielen mir beim FlexPhraser zwei Dinge auf, die bei den Hardware-Workstations viel besser gelöst sind: Der erste Punkt ist die Anpassung der Phrase an die auf dem Keyboard gespielten Noten. Motif-verwöhnt wie ich bin, habe ich bei den Gitarren-Phrasen normale Klavier-Voicings (also Drei- und Vierklänge in engen Lagen) gespielt und erwartet, dass diese wie beim Motif in gitarrenkompatible (weitere) Voicings umgewandelt werden. Das geschieht leider nicht - oder zumindest nicht halb so überzeugend als ich erwartet hätte.
Der zweite
Punkt war mein naiver Versuch, die Phrasen aus dem FlexPhraser per
Drag‘n‘Drop auf eine MIDI-Spur im Sequenzer zu ziehen, um sie dort
beliebig kopieren, transponieren und umarrangieren zu können. Diese
Möglichkeit ist ja heutzutage eigentlich gängige Praxis und kennt man
aus Stylus RMX, Addictive Drums etc. Die Instrumenten-Phrasen in den
Sequenzer zu bekommen wäre fürs Songwriting natürlich der Hammer - ist
aber leider nicht vorgesehen. Aus YAMAHA-Sicht natürlich verständlich,
schließlich handelt es sich ja um „ihre“ Phrasen, die sonst jeder
verändern und weiterverwenden könnte. Und zum Kauf der
Hardware-Workstations müssen ja auch noch Anreize da sein. Trotzdem
schade, dass es diese Einschränkung gibt! Immerhin bietet der
FlexPhraser einige gute Bearbeitungsmöglichkeiten, z.B. um Tempo und
Swing-Feeling der Phrasen einzustellen, die standardmäßig übrigens
synchron zum Songtempo gespielt werden.
Stabilität & Performance
Das
Instrument lief bei mir in der Regel stabil, der Versuch, eine
vollgepackte HALion-Sonic-Instanz durch das Laden von vielen
Insert-Effekten, FlexPhraser-Phrasen und Verwenden von
Controller-Automationen aus der Ruhe zu bringen, misslang. Ein- bis
zweimal kamen Abstürze vor, interessanterweise aber dann, als nur wenige
Sounds geladen waren, einer davon in der Stand-alone-Version bei der
Verwendung des eingebauten MIDI-Rekorders.
Im Vergleich zu
Hypersonic ist HALion Sonic deutlich performance-hungriger geworden, was
natürlich auch auf die größeren Datenmengen zurückzuführen ist. Ein
Sound - je nach Umfang - braucht seine Zeit, bis er geladen ist. Die
Bedienung leidet darunter aber nicht. Bei der Wiedergabe der Samples
arbeitet eine Streaming-Engine, die nur die ersten paar Millisekunden
jedes Samples in den Speicher lädt und den Rest bei Bedarf dynamisch von
der Festplatte nachlädt.
Auf der Options-Seite lässt sich das Verhältnis aus RAM-Nutzung und Disk-Streaming einstellen. Auch praktisch ist die Anzeige über den momentanen RAM-Verbrauch von HALion Sonic. Unter „Performance“ lässt sich die maximale Stimmenanzahl angeben, ebenso ein Maximalwert für den CPU-Verbrauch. Wenn der erreicht wird, fadet HALion Sonic die als erstes gespielten noch klingenden Noten aus.
Fazit
HALion Sonic ist wirklich ein würdiger Nachfolger des damaligen Kult-Plugins Hypersonic. Die Bedienung wurde größtenteils aufgriffen und in den meisten Bereichen verbessert, auch wenn mir ein paar Details wie die oben erwähnte „Find on Load Page“-Funktion fehlen. Soundmäßig ist das Instrument absolut auf der Höhe der Zeit und deckt bis auf ein paar Ausnahmen alle wichtigen Instrumentengattungen und Stilrichtungen ab - und das in sehr guter Qualität. Die Presets sind zwar nicht mehr so „kultig“ wie bei Hypersonic, klingen dafür aber um einiges realistischer. Auch elektronische Musikstile wird durch den integrierten Synthesizer und eine Menge elektronischer Beats und Drumloops gut bedient. Hier haben sich die Entwickler mächtig ins Zeug gelegt - sie haben sich aber auch viel Zeit dafür gelassen.
Den typischen Einsatz-Bereich für HALion Sonic sehe ich in Homerecording-Studios, so ist der Preis von ca. 249,- EUR unschlagbar für den Gegenwert, den man erhält. Für Hypersonic-User (egal ob Version 1 oder 2) lohnt sich die Anschaffung sowieso, das Upgrade kostet gerade mal 95,- EUR - übrigens auch für User von HALion Player.
Meine Erwartungen an HALion wurden auf jeden Fall nicht enttäuscht, ich habe schon lange kein so gutklingendes und vielseitig nutzbares Software-Instrument mehr angespielt, das sich auch noch so angenehm bedienen lässt. Der FlexPhaser ist ein sehr nützliches und inspirierendes Werkzeug, das, mit den oben genannten Einschränkungen, viel gutes Material zum Komponieren und Produzieren bietet.
Plus:
+ Große Auswahl an guten Klängen
+ Intuitive Bedienung
+ FlexPhraser, viele Phrasen in guter Qualität
+ Gute Live-Funktionalität mit Einschränkungen
+ Gute Performance bei halbwegs aktuellem Rechner
+ Undo-/Redo-Funktion
Minus:
- Manche Instrumenten-Kategorien vernachlässigt
- FlexPhraser-Phrasen nicht per Drag‘n‘Drop in Sequenzer ladbar
- Fehlende Controller-Behandlung im Multi-Modus
Hersteller: Steinberg
Preis: 249,- EUR
Produkt-Seite: http://www.steinberg.net/de/products/vst/halion_sonic/halion_sonic.html
Speicherbedarf: Ca. 12 GB freier Festplattenspeicher notwendig